100 km Velké Opatovice / CZ
10. Feber 2012
(Letzte Änderung: 16. Feber 2012)
Mit sehr gemischten Gefühlen und viel warmer Kleidung machte sich Opa-Helmut Reiter von den Wanderfreunden Rappottenstein an diesem Freitag auf den Weg ins ca. 230 Kilometer von Rappottenstein entfernte Velké Opatovice nördlich von Brünn, um dort erstmals in seinem noch "jungen" Wandererleben an einem 100-Kilometer-Marsch teilzunehmen.
Die Wettervorhersagen prognostizierten trockenes aber sehr kaltes Wetter und so kam es dann auch - teilweise sank das Thermometer in der Nacht auf -21° C und alles, was etwas feucht war gefror sofort - Bart, Augenbrauen, Handschuhe und sogar zwischen Außen- und Innenjacke bildete sich eine Eisschicht.
Einige österreichise Langstreckengeher hatten ihre Teilnahme an diesem Marsch im Vorfeld angekündigt, aber lediglich EVG-Präsident Johannes Leopold und der eisenharte und unverwüstliche Grazer Gebhard Karl reisten zur großen Erleichterung von Opa-Helmut tatsächlich an.
Gut eingepackt machte man sich gemeinsam mit 6 weiteren Teilnehmern aus Tschechien um 21 Uhr auf den Nachtmarathon, der zum größten Teil auf asphaltierten Straßen führte - wie in Tschechien üblich ohne Markierung und bloß mit einer Skizze der anzulaufenden Ortschaften.
Zum großen Glück der österreichischen Teilnehmer nahm auch in diesem Jahr mit Jiri ein einheimischer Langstreckengeher mit Deutschkenntnissen teil, der sich enorm kameradschaftlich (er wäre um einiges schneller gewesen) um die Österreicherabordnung kümmerte.
So ersparten wir uns das nächtliche und enorm frostige Landkartenstudium unterwegs, denn Jiri kannte alle Wege wie im Schlaf - also auch bei Dunkelheit.
Mit insgesamt 2 Einkehren - auf einem Sportplatz zu einem Getränk und bei der Schwester des Obmannes zu nachtschlafener Zeit auf Gratis-Suppe und Gratis-Klobasse - auf den 42 km und einer reinen Gehzeit von 6,5 Stunden erreichte die Gruppe um 4:30 Uhr das Zwischenziel in Velké Opatovice
Nachdem die zweite Runde gleich mal auf Waldpfaden im Schnee auf einen Hügel gehen sollte, entschloß man sich, den Tagesanbruch abzuwarten und eine Pause im örtlichen Turnsaal einzulegen.
Nachdem Opa-Helmut einen rund 60-minütigen Schüttelfrost hinter sich brachte, ging es zu einem kleinen Frühstückstee ins
Start-Gasthaus.
Nach vielen zweifelnden Fragen hinsichtlich der Sinnhaftigkeit während der Nachtstrecke kam mit dem Tageslicht auch das Selbstvertrauen von Helmut wieder zurück.
Als weiteren Motivationsschub und sehr hilfreiche Unterstützung trafen auch die Spitzenmarathonis Hans Lebsinger und Thomas Steinacher am Start ein, um gemeinsam mit den "Nachtschwärmern" die Tagesstrecke zu absovlieren.
Um kurz vor 6:30 Uhr machten sich die 5 Österreicher mit ihrem Guide Jiri also auf den Weg um den wunderschönen und über weite Strecken auf Naturwegen führenden Marsch fortzusetzen.
Die Strecke war mit permanenten Markierungen versehen und ein Verlaufen war beinahe ausgeschlossen - weil: "Bei Dunkelheit siecht ma net so weit, wia bei Tageslicht, wo ma weida siecht!"
Kilometer um Kilometer wurde abgespult, die herrliche Natur genossen und die wärmenden Sonnenstrahlen und steigenden Temperaturen trugen zur guten Laune das ihre bei.
Insgesamt kehrte die Gruppe an 3 Kontrollpunkten zur Stärkung ein, wobei aufgrund der knappen Zeit keine langen Pausen möglich waren.
Um 17:30 Uhr erreichte man schließlich gemeinsam das Ziel in Velké Opatovice und ein unbescheibliches Gefühl der Erleichterung und des Stolzes, es trotz der widrigen Umstände doch geschafft zu haben, stellte sich bei Opa-Helmut Reiter ein.
Einen ganz besonderen Dank möchte Helmut den erfahrenen Mitstreitern Gebhard Karl und Johannes Leopold aussprechen, die ihn während der schwierigen Stunden der Nacht und auch des Tages immer wieder ermuntert und aufgebaut haben.
Ein ebensolcher Dank gebührt auch Hans Lebsinger und Thomas Steinacher, die mit vielen Ablenkungsgesprächen die Schmerzen und Anstrengungen über weite Streckenteile vergessen ließen.
Das allerherzlichste Dankeschön möchten wir aber unserem Freund Jiri sagen, ohne den wir die Strecke kaum in dieser Zeit und ohne Mehrkilometer geschafft hätten.
Zum Abschluß noch ein Wort zum Veranstalter:
Natürlich ist eine IVV-Veranstaltung in Tschechien hinsichtlich Organistaion und Markierung so weit entfernt von einer österreichischen oder deutschen Veranstaltung wie Helmut von einer Modelkarriere, aber - alle Verantwortlichen sind ungeheuer freundlich und nett, bemühen sich ehrlich um die angereisten Wanderer und man hat nicht das Gefühl, daß es dem Veranstalter bloß um die große "Kohle" geht. Das Wandern und die sportliche Leistung stehen im Vordergrund. Für ein wirklich kleines Startgeld von € 4,-- erhält man Urkunde, Erinnerungspin, Suppe + Klobasse + Kaffee an einer Labestelle sowie Kalender, Notizblöcke und diverses Büromaterial als Geschenk im Ziel.
Und als Draufgabe gibts vielleicht das größte Geschenk, daß einem geboten werden kann - neue Freunde!
Für Opa-Helmut Reiter steht jedenfalls eines fest:
Auch im nächsten Jahr wird er wieder zu diesem 100er anreisen, soferne es Wetter (a bisserl wärmer und kein Niederschlag) und Kondition zulassen, denn eines ist auch klar -
das war KEIN Spaziergang!
(Text & Fotos: Opa-Helmut)